29.10.02 1. Teil der Anreise

Unser Flieger sollte um 22.45 in Frankfurt abheben. Den wollten wir natürlich keinesfalls verpassen!
Da Rolf schon einige Erfahrung mit der 'Pünktlichkeit' der Bahn gemacht hatte, und Sonntags noch ein starker Sturm übers Land gefegt der für die Bahn nur schwer überwindbare Hindernisse hinterlassen hatte, haben wir sehr frühzeitig die Reise nach Frankfurt angetreten.
Kurz nach 16.00 Uhr fanden wir uns in dem kleinen Provinzbahnhof des Kurstädtchens Bad Rappenau ein. Tatsächlich hatte der Zug auch Verspätung. Zum Glück nicht so viel, daß wir den Anschlußzug in Mannheim nicht mehr geschafft hätten. Pünktlich um 18.02 sind wir am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafen angekommen. Der Schalter der Airnamibia war schnell gefunden, allerdings noch nicht besetzt. Also haben wir uns erstmal ein paar Geschäfte angeschaut und ein Plätzchen zum Rauchen gesucht. In einem Bistro wurden wir fündig. Da wir schon mal dort waren, haben wir auch noch eine Kleinigkeit gegessen. Schließlich waren es doch noch einige Stunden bis zum Abendessen im Flugzeug. Diese weise Entscheidung hat uns wahrscheinlichen vor dem Hungertod gerettet.
Dann gings weiter:
ca. 20:30: Einchecken mit übergewichtigen Koffern - aber ohne Probleme
ca. 21:45: Ankunft unseres Fliegers am Gate. Aufkommen der Frage, wie der jemals rechtzeitig fertig sein soll
22:15 (boarding-time): kein boarding
ca. 22:30: Durchsage von Air Namibia: das Boarding wird sich um einige Minuten verzögern...
ca. 22:50: Durchsage von Air-Namibia: das Boarding hat sich leider etwas verzögert - sorry - aber jetzt geht es gleich los!
ca. 23:20: Von irgendwoher tauchen plötzlich Kisten und Kartons mit Getränken auf - nach zögerlichem Anlauf einiger Mutiger sind Schlußverkauf ähnliche Tumulte um diese Kisten zu beobachten.
ca. 23:30: Durchsage von Air-Namibia: Ein Flügel des Fliegers hatte bei der Landung innigen Kontakt mit einem Vogel - in einer Stunde sagen wir ihnen, wann oder ob überhaupt...
ca. 0:30: keine Durchsage von Air-Namibia.
ca. 0:50: Durchsage von Air-Namibia: Kein Flug heute nacht - es wurden 80 Betten (es waren ca. 300 Passagiere)... mehr war durch den tumultartigen run auf den Schalter der Air-Namibia nicht zu verstehen. Wir sicherten uns einen Platz im vorderen Mittelfeld und nach zweimaligem Abzählen wurden wir durch den inzwischen menschenleeren Flugplatz - vorbei an einer erneuten Passkontrolle - zum Parkplatz vor dem Gebäude geführt, wo zwei Busse, jeder für ca. 50 Personen, warteten: Da wir zwischenzeitlich den Kontakt mit der Führungsgruppe verloren hatten, war der eine Bus schon voll - und der andere hatte unsere Flugzeugcrew - ca. 12 Personen - aufgenommen. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Kapitän kam heraus, das auch der Crewbus voll war...
ca. 1:10: Ein Vertreter der Air-Namibia erschien auf dem Busparkplatz und eröffnete uns, dass in dem angesagten Hotel doch keine 80 Betten frei wären, wir sollten ins Sheraton - gegenüber dem Flugplatzgebäude - gehen.
Ca 1:20: Ankunft im Sheraton und Zuweisung der Zimmer, die von dem Sheraton-Stuff freigiebig - die teuersten zuerst - vergeben wurden. Eine Rückfrage bei unserem "Reiseleiter" ergab, dass wir ca. Um 8:00 geweckt würden und das dann auf jeden Fall noch Zeit für das Frühstück im Sheraton wäre.


30.10.02 2. Teil der Anreise und erster Abend in Windhoek

5:30!!! Wecken - nagut dachten wir, ab 6:30 gibt's Frühstück im Sheraton, gehen wir es langsam an - oder doch nicht? - Eine Rückfrage an der Rezeption ergab, dass wir um 6:30 am Gate sein sollten!!! Denkt da jetzt etwa jemand, dass sich die Air Namibia das Frühstück (ca.20 EURO pP) sparen wollte???
6:25: Ankunft am Gate. Dort stand zu lesen, dass boarding time um 7:15 wäre...
ca. 7:30: Einsteigen in den Zubringerbus.
ca. 7:45: Nach einer sehr informativen Rundfahrt quer über den Flugplatz, Ankunft und Einsteigen in das Flugzeug, dessen Sitze wohl aus der Konkursware eines Kindersitzherstellers stammen: Für meine Größe (ca. 1,87): Hintern ganz hinten, dann nur leichte Berührung des Vordersitzes mit den Knien, wenn die dort angebrachten Taschen nur wenig Inhalt hatten. Seitlich passten unsere Hintern (wir sind beide nicht dick!) gerade so zwischen die Armlehnen. Zum Glück hatten wir zu zweit eine 3er Sitzbank - was nicht generell der Fall war...
ca. 8:00: Durchsage des Kapitäns: wir warten noch auf den Caterer...
ca: 8:15: Durchsage des Kapitäns : der Caterer macht erst um 6:00 auf und hat deshalb Schwierigkeiten unser Mittagessen zu liefern...
ca. 8:30: Durchsage des Kapitäns: wir können nicht länger warten, weil die Crew sonst länger als erlaubt im Dienst wäre. Wir rollen!!!!
ca. 8:40: START!!!!
ca. 9:30: Frühstück...
ca. 13.00: Das Mittagessen bestand dann aus einer kleinen Tüte gesalzener Erdnüsse, der dann kaum eine Stunde später die Darreichung von Getränken folgte...
ca. 16.00: Zu unserer Überraschung gabs jetzt doch noch ein warmes Essen!
um 19.40: Geschafft! Endlich in Namibia gelandet.

Schon am Flughafen erlebten wir von unseren Freunden Corinna und Peter, die seit nunmehr sieben Jahren in Namibia leben, einen herzlichen Empfang mit einem kühlen Windhoek Lager, das nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird. Corinna hatte schon Wochen vorher einen Tisch in Joe's Bierhouse reservieren lassen - wegen der Verspätung des Fliegers und unklarer Ankunftszeit jedoch wieder abgesagt. Natürlich waren wir trotz aller Strapazen der Anreise nicht zu müde um nicht noch in Joe's Bierhouse zu gehen. Dank Corinnas guten Beziehungen zu dem Lokal, gabs dann tatsächlich noch einen Tisch für uns alle. Die Atmosphäre im Joe's ist einmalig. Die Einrichtung und Dekoration ein Sammelsurium aus der Kolonialzeit und urgemütlich wie in einer bayrischen Gebirgshütte. Dort trafen wir dann auch erstmals Conny und ihren Mann Oliver. Wir waren während unserer Reisevorbereitung in einem Namibia-Forum auf Conny gestoßen und hatten dadurch bereits Email-Kontakte. Im Laufe des Abends haben wir noch weitere Freunde von Corinna und Peter kennengelernt und es wurde ein lustiger, unvergeßlicher Abend.


31.10.02 Windhoek

Irgendwann am frühen Vormittag wurden wir von der warmen Sonne Namibias geweckt.
Peter war bereits unterwegs zum Bäcker um frische Brötchen zu holen. Auf der Terrasse haben wir dann erstmal gemütlich und ausgiebig gefrühstückt, die Sonne und den Ausblick auf die Landschaft um Klein-Windhoek genossen.
Danach war ein kleiner Stadtbummel und Einkaufen angesagt. Schließlich mußten wir uns für die Camping-Tour noch ordentlich mit Lebensmittelvorräten und sonstigen überlebenswichtigen Dingen eindecken.
Unsere Freunde hatten uns schon am Vortag eröffnet, daß wir an diesem Abend bei Freunden zur Geburtstagsfeier eingeladen sind. Sie erwähnten noch, daß das Afrikaner wären.....aber voll in Ordnung. Wir freuten uns schon auf eine richtig 'afrikanische' Geburtstagsfeier und dachten dabei an schwarze Afrikaner. Ein bißchen mulmig wurde es uns, als Corinna laut überlegte, ob sie uns wegen des Essens vorwarnen sollte....dann aber doch nicht rausrückte, was wir da serviert bekommen könnten. In unserer Phantasie sahen wir schon riesige Schüsseln gefüllt mit Mopanewürmern und sonstigem Kriechzeugs vor uns stehen, überlegten gar nach einer Ausrede doch nicht mitzugehen. Offenbar waren wir nach der langen Anreise und dem vorangegangenen feuchtfröhlichen Abend geistig noch nicht ganz fit, jedenfalls fiel uns keine Ausrede ein und so sind wir denn mal tapfer mitgegangen. Der Afrikaner entpuppte sich als Südafrikaner englischer Abstammung und es wurden auch keine fremdartigen Speisen serviert. Wieder erlebten wir einen schönen Abend in sehr netter Runde.


1.11.02 Windhoek - Gamsbergpaß - Spreetshoogtepaß - Namibgrens Rest Camp
Abfahrt 13.00 / Ankunft 17.00 / Tageskilometer 235

Heute sollte es nun endlich auf die seit langem heißersehnte 'Pad' gehen.
Das erste Tagesziel war nicht sehr weit von Windhoek entfernt und so konnten wir den Tag in Ruhe angehen und noch ein paar Stunden mit unseren Freunden verbringen.
Aber zunächst galt es den Mietwagen abzuholen. Wir hatten einen Toyota Hilux Single Cabin bei Bush-veld Carhire gemietet. Der Geländewagen stand pünktlich bereit und war nagelneu bereift. Das Auto war absolut nimmer das Jüngste, der Preis dafür aber ein echtes Schnäppchen. Rolf hatte allerdings seine Bedenken ob die Karre durchhält....
Kurz nach Beginn der Gravelpad sahen wir unsere ersten Paviane und Bäume mit riesigen Nestern der Webervögel.
Wir wollten unbedingt beides - Gamsberg und Spreetshoogte Paß - sehen. Wir fuhren daher zunächst die 135 km über die C26 bis zum Gamsbergpaß. Dort haben wir angehalten und die fantastische Aussicht genossen. Nachdem wir alles kurz und klein fotografiert hatten, kehrten wir um und fuhren über über die D1265/1261 auf die D1275 zur Aussichtsplatte am Spreetshoogte Paß.
Wenn schon der Gamsberg Paß einen imposanten Ausblick bot - Spreetshoogte ist einfach unvergleichlich:
Man steht hart am Rand der Hochebene, und schaut auf die Namib, die sich tief unter dem Betrachter scheinbar grenzenlos ausstreckt!
Es dauerte deshalb eine ganze Weile, bis wir schließlich die ca. 8 km zurück zum Namibgrens Rest Camp fuhren, in dem wir unsere erste Nacht im Dachzelt verbringen wollten.
Namibgrens Camp war für uns das nächste Wunder: Nach einer Tagesfahrt durch gänzlich ausgetrocknetes Land, fanden wir eine üppige Flora und einen wunderhübsch gelegenen See vor, der unbedingt umwandert werden mußte.
Aber jetzt wurde es Zeit uns in der Buschküche zu üben. In Windhoek hatten wir einen kleinen Vorrat an Feuerholz eingekauft, Grillkohle gab es dort leider keine. Also erstmal Holz anbrennen und warten bis es zu Kohle wird.... Das ganze Prozedere hat doch etwas länger gedauert als wir dachten und so war es bereits dunkel, bis unsere leckeren Fleischspiese gar waren.
Während unseres ersten Erkundigungsspaziergang begegnete uns ein Hobbyastronom. Er kommt zweimal im Jahr für jeweils 3 Monate nach Namibgrens und lebt dann in einer der Hütten. Nach und nach hat er sich gleich daneben eine richtige Sternwarte aufgebaut. Nach kurzem Gespräch hatten wir verabredet, ihn und seine Lebensgefährtin nach dem Abendessen zu besuchen. Es erwartete uns ein kleiner Exkurs durch den fantastischen Sternenhimmel Namibias.


2.11.02 Namibgrens Rest Camp - Spreetshoogte Paß - Solitaire - Tsauchab River Camp
Abfahrt 10.30 / Ankunft 15.00 / Tageskilometer 159

Wir wurden schon mit den ersten Sonnenstrahlen wach. Nach dem Frühstück unternahmen wir noch den ausgiebigen Spaziergang rund um den See, der von vielen Vögeln, darunter auch Komerane, Fischreiher und Gänse besucht war. Gerne wären wir hier noch ein paar Tage länger geblieben, zumal es noch weitere Wanderwege in reizvoller Landschaft und auch zwei 4 x 4 Trails gab.
Kurz nach der Ausfahrt von Namibgrens erblickten wir unser erstes Kudu.
Am Spreetshoogte Paß haben wir nochmal angehalten und den Blick auf die Namib - diesmal am Morgen - genossen. Heute war die Sicht noch klarer als Tags zuvor.
Die ehemals berüchtigte Paßstraße war gut zu bewältigen, da an einigen Stellen nun Pflastersteine verlegt worden waren.
In Solitaire haben wir getankt, eine kurze Mittagsrast eingelegt und einen ersten Blick auf das imposante Namibnaukluftgebirge genossen. Unterwegs mußten wir immer wieder mal anhalten um Fotos von den Naukluftbergen zu machen.
Bei Büllsport gings dann rechts ab auf die D850.
Das Tsauchab River Camp liegt 30 km südlich vom Eingang zum Naukluftgebirge bzw. 70 km östlich von Sesriem an der Kreuzung der D850 und D854. Campingmöglichkeiten gibt es nahe am Farmhaus und ca. 12 km entfernt an der Quelle des Tsauchab. Dieses Camp ist allerdings nur mit 4x4 oder Fahrzeugen mit hoher Bodenfreiheit erreichbar. Wir brauchten dann auch eine ganze Stunde um die 12 km vom Farmhaus zum Camp zu fahren. Endlich mal 4x4 fahren! Und als Belohnung gibt es dann dort viele schattenspendende Bäume und eine wildromantische Landschaft mit üppiger Pflanzenwelt. Mehrere Feuerstellen und Spülbecken, davon jeweils eine innerhalb einer großen Rundmauer sind vorhanden. Umwerfend geschmackvoll eingerichtet und blitzsauber ist das Waschhaus mit seinen gefliesten Wänden in Dusche und Toilette.
Wir waren ganz alleine auf dem großzügig angelegten Camp. Nur ein Eingeborener lebt mit seiner Familie ein paar Gehminuten weiter in seiner traditionellen Hütte. Er hatte bei unserer Ankunft gerade den Platz sauber gefegt und Feuer für Warmwasser gemacht.
Zunächst machten wir's uns im Schatten unter den Bäumen gemütlich und erkundeten nach einer Weile die nähere Umgebung. Mir war das für den Anfang unserer Reise ein bißchen zu viel Wildnis und ich wollte mich deshalb nicht sehr weit vom Camp entfernen. Zur Quelle sind es jedoch nur ein paar Schritte und wir konnten dort wunderbar Vögel beobachten.
Auch Paviane haben wir vom Camp aus gesehen. Die waren zu unserer Erleichterung sehr menschenscheu und flüchteten bei unserem Anblick.
Nach dem Abendessen kam ein heftiger Sandsturm auf und wir zogen uns daher frühzeitig in unser Dachzelt zurück. Etwas unheimlich war's uns schon in der Nacht, so einsam in der Wildnis mit der schaurig klingenden Geräuschkulisse der afrikanischen Tierwelt.


3.11.02 Tsauchab River Camp - Sesriem
Abfahrt 11.00 / Ankunft 12.45 / Tageskilometer 70

Gleich nach dem Aufstehen begaben wir uns auf eine kleine Wanderung entlang am Revier des Tsauchab. Von dem anschließenden Frühstück gestärkt, machten wir uns auf die Weiterfahrt nach Sesriem.
Dort haben's wir uns erst mal auf unserem Campingplatz unter einem großen Kameldornbaum gemütlich gemacht. Etwas später sind wir zum nahegelegenen Sesriem Canyon gefahren. Man kann schon ganz schön beklommen vorkommen, wenn man dort zwischen den hohen Felswänden durch die Enge Schlucht wandert! Bis auf einen kleinen Wassertümpel war der Canyon trocken. An manchen Stellen konnte man jedoch sehen, wie hoch das Wasser während der Regenzeit den Canyon flutet.
Zurück vom Canyon machten wir unsere erste Ausfahrt in die Namib. Die Teerstraße dorthin hatte stellenweise fürchterliche Schlaglöcher. Unterwegs sahen wir Strauße und Springböcke. Vorbei an der berühmten Düne 45 fuhren wir bis zum 2 x 4 Parkplatz und waren da schon total begeistert von der bizarren Dünenlandschaft.
Zurück am Camp mußten wir uns mit Dosenwürstchen begnügen, da es im dortigen Shop kein Fleisch zu kaufen gab. Die Würstchen haben aber dermaßen schlecht geschmeckt, daß wir sie wegwarfen und lieber Corned Beef gegessen haben.
Schon bald wurde es sehr kalt und wir mochten nicht mehr länger draußen sitzen bleiben.
In der Nacht hörten wir einen Schakal.