10.07.2003
Auf dem schnellsten Weg fahren wir bis kurz vor Montreux am Genfer See und verlassen in Châtel-Saint-Denis die Autobahn,
weil uns dort ein Nebensträßchen mit wundervoller Aussicht erwarten soll.
Die Straße ist da, die Aussicht nicht - nur mit einiger Phantasie können wir uns vorstellen, wie
herrlich der Genfer See da tief unter uns und vor dem Alpenpanorama aussehen müßte, wenn es nicht so
so dunstig wäre.
In Montreux ist es dann andersrum: die Sicht ist da, aber die Straße nicht. Irgendwie fahren wir
wieder in die Berge, obwohl wir eigentlich am See entlang weiter nach Süden fahren wollen.
Aber immerhin kommen wir so zu unseren ersten recht netten Fotos.
Irgendwann später fahren wir dann auch wieder in die richtige Richtung, wenn wir auch nicht genau wissen
auf welcher Straße wir sind. So erreichen wir Martigny, wo wir nach Osten ins Rhonetal einbiegen.
Beeindruckend die Festung, die in alten Tagen den Zugang in dieses Tal beherrschte - und die wir nicht
fotografieren können, weil uns die Parkplätze ausgegangen sind.
Weiter geht es, und wieder nicht immer auf den angepeilten Nebenstraßen, nach Sion - wir nähern uns
unserem ersten Etappenziel: dem Campingplatz von Arolla, dass am Ende eines Seitentals auf 2000m
Höhe liegt.
Nachdem wir ohne all zu langes Suchen die richtige Straße gefunden haben geht es wieder in die Berge.
Und falls jemand - mit Recht - denkt, wir wären wegen der "tollen" Beschilderung auf den Nebenstraßen
etwas genervt - die Fahrt entlang einer Flanke dieses Tals hat uns für alles entschädigt.
Dann sind wir auf dem Campingplatz in Arolla. Ein eher kleiner, in Terassen angelegter Platz,
mit einem sauberen Sanitärbereich und einem kleinen Laden für das Nötigste. Und das alles
vor der majestätischen Kulisse einiger schneebedeckter 3000er.
Eingedenk der Höhe in der wir uns befinden wird es gegen Abend ziemlich kalt und auch das Grillen
der mitgebrachten Steaks wird zu einer ziemlich langwiergigen Prozedur. Früh verkriechen wir
uns in unser Zelt und unter allem, was man zum Zudecken gebrauchen kann.
11.07.2003
Der Himmel am nächsten Morgen ist strahlend blau (siehe letztes Bild), aber es ist feucht und
saukalt in dem Tal, in das die Sonne noch keinen Weg gefunden hat.
Wir beschließen unsere Zelte abzubrechen und in wärmeren Gefielden zu frühstücken.
Immernoch in diesem wunderschönen Seitental des Rhonetals haben wir schnell einen geeigneten
Platz gefunden.
Da wie uns heute auf Touristenrouten bewegen ist der Weg zurück nach Martigny und von da zum
Großen Sankt Bernard, unserem ersten Pass, schnell gefunden. Natürlich fahren wir nicht durch den Tunnel,
sind aber eher entäuscht von den Aussichten, die uns die Nordrampe bietet. Das ändert sich aber, als wir
oben sind und auch die Südrampe wieder hinunter fahren.
Dann sind wir im Aostatal und es juckt uns an allen möglichen Stellen in diese vielen, kleinen
Seitentäler zu fahren, die sich immer wieder verheißungsvoll anbieten, von denen uns diverse
Reiseführer vorgeschwärmt haben und die auch unsere Straßenkarte immer wieder mit einer grünen
Markierung zeigt.
Aber wir wollen nach Breuil-Cervinia auf der Südseite des Matterhorns, wo an diesem Wochenende
ein Landrover Treffen stattfindet, und so beschließen wir nur Aosta anzufahren, wo einige
altrömische Bauten auf uns warten sollen. Hier gedenken wir die kulturelle Seite unseres Urlaubs
abzuhaken.
Komischerweise finden wir in Aosta sofort und ohne Umherirren einen Parkplatz, der auch noch in
der Nähe der besagten Bauten ist - die aber dann doch nicht auf uns warten. Zumindest das vielfach
gepriesene Amphittheater ist wegen Restaurierung nicht mal von Weitem zu sehen. Außerdem ist es
viel zu heiß, nicht nur Cary, der Hund, muß aufpassen, dass er nicht über seine heraushängende
Zunge stolpert. So machen wir schnell ein paar Pflichtfotos und schleppen uns zurück zum Auto.
Noch in Aosta sind plötzlich drei andere Landys vor uns. Messerscharf schließen wir, dass die
auch zu dem Treff nach Breuil wollen und beschließen, obwohl Schweizer, uns ihnen anzuschließen.
Von der lästigen Pflicht des "fransens" befreit, können wir die Fahrt durch das wunderschöne
Valtournenche hinauf nach Breuil-Cervinia genießen.
Dort angekommen ist die Welt plötzlich rosarot: nicht nur der majestätische Anblick des Matterhorns
fasziniert uns, auch die Anwesenheit von wohl hunderten anderer Landrovers, noch dazu meist Defendern,
gibt uns das warme Gefühl hier sehr richtig zu sein.
Auf einer Wiese oberhalb des großen Parkplatzes finden wir zwischen einem Münchner und seinem "90er"
und einer norwegischen(!) Ansiedlung mit einem "110er" und einem Discovery einen schönen Platz zum campieren...
12.07.2003
Wieder mit wunderbarem Wetter bricht ein neuer Tag an , der Tag, der später als der Tag in
die Geschichte eingehen sollte, an dem wir unser "Paulchen" zum ersten Mal im Gelände bewegt haben.
Der Veranstalter dieses Treffs hatte nämlich zwei Routen ausgezeichnet, die auf
höchstens geschotterten, manchmal auch nur einfach grob steinigen Wegen durch das Skigebiet
oberhalb Cervinias führen. Nicht ohne ein gelindes, flaues Gefühl im Magen überprüfte ich
mein mehr theoretisches Wissen betreffs der Offroad-Fahrerei und stelle fest, dass es kläglich
klein ist.
"Vorgelege und zweiter Gang, dann kommste überall rauf", ist der Rat, den ich überall höre - und
mit einem gottergebenen Schulterzucken machen wir uns auf den Weg, auf dessen erstem Teil uns
zu unserer Beruhigung unser Nachbar mit seinem "90er" voran fährt.
Und dann kommt die erste richtige Steigung - wohl so um die 90% - und wir stehen da mit
abgewürgtem Motor und der Erkenntnis, dass die Ratschläge anderer wohl doch nicht immer das
Gelbe vom Ei sind.
Bis zu einer kleinen Bodenwelle zurückrollen lassen, dabei solch wunderschöne
Bilder von blockierenden und damit unlenkbaren Rädern verdrängen, die ein Querstellen
mit anschließendem Umfallen von unserem geliebten Paulchen bewirkt hätten.
Dann im 1. Gang anfahren ohne die Räder durchdrehen zu lassen... Danach fühlen wir uns allen
Herausorderungen gewachsen!
Zu Anfang haben wir, wir wissen garnicht wie es kommt, die ausgezeichnete Route verlassen, wodurch wir uns
allein und ungestört dem Quälen unserer Autos hingeben können. Man erkennt das auch an den
Wanderern, die dort in luftigen Höhen die Natur und die gute Luft genießen wollen: sie grüßen alle noch
sehr freundlich.
Das ändert sich allerdings, als es dort oben auf dem sonst so ruhigen Berg zu rushhour-ähnlichen
Zuständen kommt - die Gesichter der wackeren Wanderer werden doch merklich länger...
Wenn da nicht der Schnee gewesen wäre - wir bewegen uns immerhin zwischen 2000 und 3000m Höhe - man
könnte denken, wir wären irgendwo in der Wüste gelandet.
Und dann ist da noch der Trail-Parcour, den der Veranstalter in höchsten Höhen ausgebaggert
hat (Wie haben die nur den Bagger da rauf geschafft???)
Für uns geht es dann wieder in tiefere, wärmere und grünere Gefilde hinab - dies allerdings mit
einem von der Geschwindigkeit abhängigen rythmisch quietschenden Geräusch. Da auch noch die Kupplung
ziemlich laut zu stinken beginnt, sind wir so richtig guter Dinge...
Schließlich beschließe ich in Panik zu geraten, halte an und lege mich ma unter das Auto - ich hab zwar keine Ahnung, aber
ne Beule, die da nicht hingehört, nen fehlendes Rad oder sowas würde ich ja vielleicht erkennen.
Ziemlich schnell liege ich nicht mehr allein da - ein Gruppe italienischer (oder sind es
französiche?) Offroader gesellt sich zu mir und es entspinnt sich eine genauso lustige wie
erfolglose Diskussion über die Ursache des Quietschens. "Una pizza" stelle ich fest ist als Wortschatz
nicht ganz ausreichend, um solch eine Diskussion zu führen.
Also fahren wir weiter - und irgendwann hörte das Quietschen von selber auf! Und da auch die
Kupplung Ruhe gibt, spucken wir die abgekauten Fingernägel aus dem Fenster, wringen die Schweißtücher aus, danken dem Gott der Defender
und geniessen die Abfahrt durch die schöne Natur mit den wundervollen Aussichten.
Der Abend mit warmem Wetter lädt zu einem Gang in das von Touristen gut angefüllte Cervinia, um unseren
Vorrat an Grundnahrungsmitteln (Rotwein und Cola) aufzufrischen.
13.07.2003
Vom vergangen Tag noch leicht ermattet, beschliessen wir heute nicht noch einmal in den Berg
zu fahren, und stattdessen zu Fuß den "Berg" zu erklimmen, der unserem Campingplatz gegenüber liegt
(min. 50 sanft ansteigende Höhenmeter!)
Gegen Mittag dann brechen wir unsere Zelte ab und machen uns auf den Weg. Wir wollen noch den
Bogen über Brusson fahren, weil der in unserer Karte als hübsch ausgewiesen ist. Irgendwo im Val d' Ayas
wollen wir uns dann einen Campingplatz suchen. Von dieser Fahrt sind nicht viele Fotos zurückgeblieben,
was vor allem daran liegt, dass es wieder ziemlich sehr dunstig ist.
(Und vielleicht auch daran, dass uns Paulchen heute mit neuen Geräuschen überrascht, die sich
unter Last ab mittleren Drehzahlen im zweiten und dritten Gang bemerkbar machen)
Der "Campingplatz" - eigentlich nur ein Abstellplatz für Wohnmobile - in Brusson ist auch nicht der
Rede wert. Wohl aber, dass da ein See mit Liegewiese und allem drum und dran praktisch gegenüber liegt,
der See allerdings eingezäunt ist und Schilder die Nutzung des Sees verbieten. Trotzdem ist alles
von Eingeborenen überfüllt (AM, nicht im See). Was anderes Komisches sehen wir etwas weiter oben im Tal:
Einen überfüllten Parkplatz auf der einen Seite, auf der anderen Seite ein Tannenwald mit hohen Ästen,
jede Menge sanitäre Anlagen kreuz und quer im Wald - und wie die Ölsardinen Eingeborene unter den Bäumen...
Meine Güte, Schatten is ja was Schönes, aber so?
Auch einen Stellplatz gibt es für uns zunächst nicht, aber es ist Sonntag und wie
erwartet, leert sich das Ganze gegen Abend so weit, dass wir schließlich
auf dem Stellplatz fast allein sind.
Nachts noch afrikanische Musik von einem nahen Hotel - die meisten Musiker sind übrigens
Weisse - dazu das eine oder andere Glas Rotwein (oder war es Bier?) und dann in die Koje,
voller Vorfreude auf die im Reiseührer versprochenen tollen Aussichten auf der Panoramstraße
zwischen Rosazza und Trivera.
14.07.2003
Der neue Tag beginnt verheißungsvoll mit schönem Wetter, dass sich aber mit heimtückischer Bosheit
immer weiter zuzieht, je tiefer wir hinunter ins Aostatal kommen. In Verrés haben wir dann glücklich
eine geschlossene Wolkendecke über uns, unter der sich ganz toll feuchtwarme (naja, nassheiße!) Luft
herumdrückt. Erste Bedenken wegen der tollen Aussicht auf der anvisierten Panoramstraße wollen sich
melden, werden aber noch durch stummen Protest niedergeschrieen.
Und weil es ältere Herrschaften mit dem Lernen aus Fehlern nicht so leicht haben, und weil
wir Biella unbedingt umfahren wollen, wählen wir ganz winzigkleine, als landschaftlich schön
eingestufte Sträßchen.
Wir kommen bis Andrate, wo wir eigentlich einen BESCHILDERTEN Abzweig Richtung Moschetta oder
Bossola erwartet hätten - aber trotz mehrfacher Ortsdurchquerungen finden wir nur eine Straße
Richtung San Giacomo oder so ähnlich - eine Sackgasse, wie wir 10 Kilometer später feststellen.
Also zurück nach Andrate - wir gehören da inzwischen schon zum gewohnten Straßenbild - und
einen Ansässigen fragen. Er ist sehr freundlich - und spricht sehr italienisch. Genial wie ich
bin, zücke ich ein Stück Papier und einen Stift und bedeute ihm eine Skizze anzufertigen.
Der Guteste hat irgend eine Zitterkrankheit im fortgeschrittenen Stadium was der Qualität
der Skizze nicht gerade dienlich ist, aber immerhin wird so viel klar, dass wir einen Brunnen
suchen müssen, hinter dem es rechts abgeht. So gut es geht folgen wir der Skizze, finden nach
nicht mehr als zweimaligem Verfahren (der gute Mann hätte vielleicht einmündende Straßen
auf der Skizze vermerken sollen) sogar einen (den?) Brunnen und ein kleines Sträßchen, das
tatsächlich dort abzweigt. Es lässt Paulchen etwa 10cm Luft auf jeder Seite, aber es ist geteert -
auf dem ersten Kilometer.
Nach einer sehr kurzen Erörterung halten wir nun den Zeitpunkt für gekommen zu verzweifeln.
Und da Rückwärtsfahren auf einer engen Straße mit dem nach hinten doch recht
unübersichtlichen Paulchen sowieso ganz viel Spaß macht, denken wir uns, dass es doch
eigentlich unheimlich toll sein muß nach Biella zu fahren. Tatsächlich finden wir den Weg
- was wohl vor allem daran liegt, dass es unterwegs keine Abzweigungen gibt, auf
denen wir nach (nicht vorhandenen) Schildern hätten suchen müssen. Unser Glück hielt bis
zum Ortseingang von Biella, genauer gesagt bis zu einem Kreisverkehr,
der zwar 4 Abzweigungen hat, aber nichts, was auch nur andeutungsweise nach einem
Richtungsschild aussieht.
Die zweite Straße ist wenigstens keine 5km lange Sackgasse stellen wir fest, als wir uns
schließlich durch das wunderbar unübersichtliche Biella bewegen.
Da wir immernoch von einer geschlossenen Wolkendecke angestrahlt werden und es doch schon
etwas später ist, beschließen wir, die Fahrt über die Panoramstraße zwischen Rosazza und Trivera
zu canceln und stattdessen auf dem direkten Weg unser nächstes Etappenziel, den Lago d' Orta
anzusteuern.
Ich weiß nicht, ob die Straßenschilder in Biella (oder in ganz Italien) von den ortsansässigen
Fremdenverkehrsbüros oder den am Profit beteiligten Angehörigen der Mineralölfirmen aufgestellt
werden, auf jeden Fall finden wir bei unseren mehrmaligen Rundfahrten mehrere hübsche Plätze -
naja, wir hätten sie vielleicht hübsch gefunden, wenn sich nicht eine leichte Missstimmung bei
uns breit gemacht hätte. Auch finden wir mehrere Hinweisschilder zu unserem nächsten Ziel,
aber jedesmal wird unsere aufkeimende Hoffnung durch ein kleines, verträumtes Schild brutal
zunichte gemacht, dass uns sagt, die eben noch richtige Straße führt genau in die andere Richtung.
Vielleicht stellt auch das italienische Verteidigungsministerium die Schilder auf - anstatt
einen Gegner zu bekämpfen, braucht man nur etwas zu warten um ihn dann mit einer Zwangsjacke
einzusammeln.
Kurz bevor es auch uns erwischt hätte finden wir ein Schild, dass uns den Weg nach Rosazza weisst.
Und da das Wetter ja so passend ist, und wir ja noch so viel Zeit für den Umweg über die
Panoramstraße haben, folgen wir dem Schild - und sind schließlich tatsächlich auf besagter
Panoramstraße!
Panoramstraße... ich hätte nicht gedacht, dass unser Paulchen bergauf einmal irgendwo zu schnell sein
könnte. Hier ist er es - Nebel mit einer Sicht unter 10 Metern macht es möglich...
Naja, lange Rede, noch mehr Sinn, wir finden den Weg zum Lago d' Orta, und wenn ich mich recht
entsinne, ohne noch einmal irgendwo herumzuirren. Aber es kann auch sein, dass der
Selbstschutz-Mechanismus in unserem Hirn, der, um bleibenden Schäden vorzubeugen, das gnädige Tuch des
Vergessens über den Rest der Fahrt gelegt hat.
Am Lago d' Orta gibt es zwei Campingplätze. Beim ersten angekommen, er hat den Vorteil nicht
direkt an einer Durchgangsstraße zu liegen, fragen wir, ob wir uns einmal umsehen könnten, was
uns recht widerwillig gewährt wird. Sehr schnell sehen wir warum, und fahren zu Campingplatz
Nummer 2 - der direkt an der Durchgangsstraße.
Nummer 2 ist schön, vor allem schön voll. Und da der uns zugewiesene Platz in der Nähe des
Waschhauses liegt - was wir in unserem zugegebenermaßen etwas umnachteten geistigen Zustand
zunächst noch als Vorteil erachten - verbringen wir einen als erholsam gedachten Nachmittag umgeben
von einer Horde ganz reizender Kinder, die besagtes Waschhaus zum Zentrum ihrer vielfältigen aber
immer lauten Aktivitäten erkoren haben - oder von ihren Eltern zwecks Erhaltung der eigenen
geistigen Unversehrtheit dorthin geschickt worden sind.
Den lauen Abend verbringen wir in einem Restaurant, dass nahe dem Campingplatz auf einem Hügel liegt,
und uns einen sehr schönen Ausblick auf den See bietet. Das Essen ist nicht ganz billig aber
sehr gut, eine Kombination, die auch nicht selbstverständlich ist. Zum Service gehört hier
unter anderem das Aufstellen einer Mückenspirale - so ein Ding, dass durch Abbrennen Insekten
verscheuchen soll (und es tatsächlich tut) - und so können wir den Abend mit Kerzenschein und einer
guten Flasche Rotwein wirklich genießen. Und als uns das Personal abschließend fragt, ob wir
Deutsche wären (was wir zögernd bejaen), um darauf mit einem Fremdenführer (in Buchform) des
Lago d' Orta wiederzukommen, den es offensichtlich (naja, wir finden es offensichtlich) als
kostenlose Dreingabe gibt, sind wir mit dem Tag und der... interessanten Kennzeichnung
italienischer Straßen fast (fast!) wieder versöhnt.
15.07.2003
Der nächste Morgen bricht mit einer Sonne an, die wohl erst überlegen muss, ob es sich
lohnt aufzugehen.
Wir haben beschlossen den Tag auf dem Campingplatz zu bleiben und mal zu tun, was wir am Besten
können. Unterbrochen nur von wenigen kleinen Spaziergängen, Cary will ja schließlich auch bewegt
werden, und dem einen oder anderen Bad im See, hängen wir auf unseren wirklich bequemen Campingmöbeln
herum. Und als dann gegen Mittag die Sonne doch noch aufgeht und wir beschließen das entzückende
Treiben der lieben Kleinen um das Waschhaus zu ignorieren, genießen wir einen herrlich entspannenden
Tag.
16.07.2003
Aufbruch ist angesagt, vorher noch das immerwieder ach so gern in Angriff genommene Zusammenpacken
des Dachzeltes (besonders das Festmachen der Abdeckplane muß von einem ausgesprochenen Sadisten
ausgedacht worden sein), dann noch ein Bad im See und schon sind wir auf dem Weg nach (zum) Mottarone,
einem Berg (oder einer Stadt, keine Ahnung) zwischen dem Lago d' Orta und dem Lago Maggiore, der mal wieder eine schöne Aussicht
verspricht. Um es kurz zu machen: nix Aussicht, es ist mal wieder so dunstig, dass das nächste Tal
nur noch schematisch zu sehen ist. Ich überlege mir, dass, wenn es einen Gott gibt, dieser bestimmt
den Dunst geschickt hat, um über die italienischen Straßen mit ihren ... Hinweisschildern ein
gnädiges Tuch zu decken (aus den Augen aus dem Sinn, oder so).
Übrigens verfahren wir uns heute
nicht ein einziges Mal - naja, jedenfalls nie so, dass wir umkehren müssen. Wir entscheiden, dass
das daran liegt, dass wir uns wieder der touristischen Welt nähern, wo sich unsere südländischen
Freunde vielleicht etwas mehr Mühe mit der Beschilderung gegeben, oder, wahrscheinlicher,
eine ausländische Firma damit beauftragt haben.
Unser Ziel ist das Valle Maggia im Norden des Lago Maggiore, dass ich von früher her als wirklich
besuchenswert in Erinnerung habe. Wir suchen uns einen Campingplatz und wählen den Zweiten, wohl weil
uns da ein Platz in der Nähe des Waschhauses in Aussicht gestellt wird, was wir ja in so guter
Erinnerung haben.
Dann fahren wir hoch ins Valle Maggia - und, ganz knapp bevor die Landschaft wirklich atemberaubend
schön wird, beginnt es nicht zu regnen, sondern zu schütten. Da das in den Bergen auch immer mit
dem Aufzug von niedrig einherziehenden Wolken verbunden ist, die so wirkungsvoll die Aussicht verbergen
können, beschließen wir - naja, zumindest ich - schlechte Laune zu bekommen, und trotzdem
weiter bis zum Stausee zu fahren. An vielen Stellen muß es wirklich schön sein - wenn man was sieht
und das Wetter schön ist - darin sind wir uns einig.
Auf dem Rückweg macht der Regen eine Pause, die wir zum Beine vertreten benutzen, und die genau so lange
dauert, bis wir den maximalen Abstand vom Auto erreicht haben. Dann
regnet es wieder, wobei das Schicksal wohl der Einfachheit halber das in der Pause gesammelte
Wasser gleich mit auf die Reise zu uns schickt.
Um es positiv zu sehen: als wir unseren Campingplatz erreichen, hat der Regen dort schon wieder
aufgehört und wir können den Grill anschmeißen. Bei einem guten Steak, Kartoffeln in Alufolie
und natürlich Ajoli (muß ich Bier erwähnen?), versuchen wir nicht all zu sehr mit unserem
Pech zu hadern.
17.07.2003
Neuer Tag, neues Glück... Die Sonne scheint als wenn nichts gewesen wäre und voller Enthusiasmus
machen wir uns auf den Weg zum Simplon-Pass via Centovalli und Domodossola.
Das Centovalli ist Klasse! Zum Glück haben die Italiener dort kaum eine Möglichkeit zum Anhalten
geschaffen - wir würden sonst heute noch da irgendwo herumirren, wahrscheinlich auf der Suche
nach neuer Munition für unsere Kameras.
Dann sind wir auf dem Simplon - auch net einer der hässlichsten...
... und schon wieder auf der anderen Seite auf dem Weg hinunter nach Brig
Eigentlich wollen wir von Brig aus über den Nufenen-, den Gotthard-, den Furka- und den Grimselpass
fahren, und irgendwo dazwischen übernachten. Tja, eigentlich...
Paulchen muß wohl gelauscht haben, denn ganz offensichtlich stinken ihm unsere Pläne. Und damit
auch wir etwas von dem Gestank haben, lässt er kurz hinter Brig die Kupplung wieder mal ganz laut stinken.
Und als ob das noch nicht reicht ist auch dieses rythmische Quietschen wieder da.
Wir halten an und ich lasse es mir nicht nehmen den Gott des Körperverdauungsentproduktes
mehrfach und herzlich anzurufen.
Nachdem Lisa mich wieder eingefangen hat, beratschlagen wir unsere nächste Zukunft und kommen
überein, dass die in Sion liegt, nicht zuletzt wegen der Land-Rover-Werkstatt, die sich dort befindet.
Entspannt und wohlgemut machen wir uns auf den Weg - was sollten wir auch tun, die Fingernägel
sind noch vom letzten Mal bis zu den Ellebogen abgekaut.
Ohne Probleme kommen wir in Sion an und brauchen jetzt nur noch die Straße zu finden, an der
die Werkstatt liegt.
Spaßeshalber versuche ich ma dort anzurufen - die Nummer, die ich habe, ist von '97 - natürlich ohne Erfolg.
Im Stadtzentrum von Sion finden wir eine Stadtkarte und sogar eine Telefonzelle mit einer
elektronischen Auskunft. Diese findet tatsächlich die Werkstatt - aber ich finde kein Geld,
um die gebührenpflichtige Auskunft zu bezahlen. Mit einigen lobenden Worten über diese Einrichtung
wende ich mich der Straßenkarte zu. Naja, die Adresse ist ebenfalls von '97, aber wir haben ja
eh nichts anderes zu tun, als in brüllender Hitze in einer fremden Stadt herumzufahren.
Die Straße ist schnell gefunden und sie ist nur zwei Querstraßen entfernt - in der falschen Richtung
der Einbahnstraße, in der Paulchen geparkt ist. Irgendwie finden wir die Straße denn doch - und landen
auf einer Großbaustelle, auf der es nicht mehr weiter geht. Umdrehen, die Baustelle weiträumig
umfahren und die gesuchte Straße auf der anderen Seite wiederfinden... Ein toller Spaß in einer fremden
Stadt, in der dazu noch alle Einbahnstraßen (und die kennen da wohl nur Einbahnstraßen) in die verkehrte Richtung
gehen. Irgendwie finden wir die Straße wieder und stellen fest, dass die Schweizer auch in der Vergabe
von Straßennamen sparsam sind: "unsere" Straße geht vom Zentrum aus bis in die letzten Vororte und
wahrscheinlich noch bis rüber nach Italien...
(und eigentlich finden wir sie wieder, als wir es schon aufgegeben haben (es ist kurz vor 17:00) und auf dem Weg zu
einem Campinplatz sind.... Die Leuts in der Werkstatt sind sehr nett und sehr hilfsbereit.
Einer setzt sich ins Auto, zieht die Handbremse an, versucht loszufahren und kommt zu dem gleichen
Ergebnis wie ich, als ich diesen Test am Nachmittag durchgeführt habe: die Kupplung rutscht nicht.
Und da sie auch nicht mehr stinkt und das Quietschen für den Moment auch nur ganz leise
ist, werden wir tollkühn und fahren einen steilen Berg hinauf, auf dem ein Campingplatz mit toller
Aussicht sein soll.
Und die Aussicht IST toll! - Was sage ich, sie ist phänomenal!
Der Campingplatz ist in Terrassen angelegt, die an einem Steilhang ganz viele hundert Meter
über Sion angelegt wurden. Das hat zwar den Nachteil, dass man zum Erreichen von Toilette oder
Swimmingpool ne Bergsteigerausrüstung braucht, aber dafür ist der Ausblick auf Sion... naja, wie
gesagt. Aus der Höhe haben sogar größere Menschenverklumpungen was schönes an sich!
Und wem der Ausblick noch nicht reicht, der kann noch zu vorgelagerten Felsen gehen, oder zu einem
Aussichtspunkt, der noch etwas höher liegt (Raucher sollten ein Beatmungsgerät mitnehmen - der
Weg da rauf sind zwar nur 30min aber er ist STEIL!)
18.07.2003
Unser letzter Tag bricht an... :-(
Noch einmal genießen wir die gigantische Aussicht,
und dann geht es los. Am Vorabend hatte ich Christian, den besten Landrover-Mechaniker von allen,
erreicht und mit ihm ein wenig über stinkende Kupplungen und quietschige Geräusche geplaudert.
Das Quietschen ist harmlos, es rührt von den Bremsbacken der Handbremse her, die sich hin und wieder mal,
und besonders durch Stöße, dezentrieren. Während der Fahrt die Handbremse mal kurz ein wenig anziehen -
und schon ist das Quietschen meist weg...
Was die Kupplung angeht... ähm, naja, mein Fehler. Bergauf vor der Serpentine schalten anstatt in oder hinter der
Kurve, bergab nicht mit schleifender Kupplung abbremsen - und schon meckert die Kupplung nicht mehr.
Durch diese Info tollkühn geworden, beschließen wir doch noch einen Pass zu fahren, den Grimselpass.
(Um es vorweg zu nehmen: die Kupplung nahm es klaglos/geruchlos hin!)
Die Fahrt das Rhonetal hoch ist besonders hinter Brig auch nicht gerade die hässlichste...
Dann sind wir am Fuß des Grimselpasses...
... etwas später auf halber Höhe (da wo man nicht parken, schon garnicht die Straße überqueren
und erst recht nicht auf der anderen Seite stehen darf)
... und noch etwas später auf der Passhöhe.
Unser letzter Pass - denken wir da noch. Etwas gedrückter Stimmung rollen wir auf der Ostseite
wieder ins Tal, wo wir noch ein mal eine Pause machen.
Unten im Tal entscheiden wir uns über Luzern heim zu fahren, was uns einen weiteren Pass bescherte,
der zwar niedriger als die anderen, aber dafür der steilste ist (glaub ich): Der Brünigpass.
Also, vorbei an der Aartalschlucht - die Zeitnot erlaubt nur ein wehmütiges Winken - und rauf auf
den nächsten Berg.
Auf der Fahrt hinunter zum Lungernsee verpassen wir dann mal wieder eine Gelegenheit für
ein echt schönes Foto: Parkplatz ist da (wenn auch auf der Gegenseite), Motiv ist da (eben dieser
schön gelegene See mit seinem türkisfarbenen Wasser von oben), nur wir sind scheinbar woanders,
so dass uns nur übrig bleibt von anderen Ende des Sees her, einen letzten Blick aufzunehmen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass es hinter der Grenze bei Basel in Deutschland lange keine Tankstelle gibt.
Es gab da unterschiedliche Meinungen über die Größe des Zusatztanks von Paulchen (25 oder 45 Liter?), aber als wir
dann endlich eine Tankstelle fanden und 109 Liter in den Tank gepumpt hatten, waren wir der Lösung dieser
Frage ein kleines Stückchen näher gekommen.